Der Standard interpretiert

"Ich möchte hier einmal den Standart aus meiner Sicht interpretieren, da mir aufgefallen ist, dass es hier verschiedene Ansichten gibt. Es ist nicht nur aus der Sicht des Richters sondern auch des Züchters und Beardiebesitzers geschrieben. Sicher fließt einiges ein was ich als Richter sehe, als Richter habe ich ja auch die beste Möglichkeit mir einen "fremden" Beardie richtig anzusehen und vor allem abzutasten."

Charakteristische Merkmale:

Der Bearded Collie muss wachsam, lebhaft, selbstsicher und aktiv sein. Das Temperament soll das eines sicheren, intelligenten Arbeitshundes sein, ohne Nervosität oder Aggression.

Für den Richter ist es oft schwierig festzustellen, ob ein Hund lebhaft ist, wenn er dazu trainiert ist, wie eine Statue im Ring zu stehen, auch ob er aktiv ist läßt sich unter diesen Umständen nicht feststellen, genauso wenig die Intelligenz. Wie selbstsicher ein Hund ist kann man eher sehen, obwohl dabei auch einige Umstände eine Rolle spielen. So zum Beispiel wie er gehalten wird (Zwinger) und wo er lebt (Stadt oder am Land). Ist er zum ersten Mal auf einer Ausstellung usw. 

Allgemeines Aussehen:

Er ist ein schlanker, aktiver Hund, länger als hoch, in der Proportion von 5:4 gemessen von der Spitze des Brustkorbes bis zur Spitze des Gesäßes. Hündinnen können etwas länger sein. Der Hund, obwohl stark gebaut, soll viel Tageslicht unter dem Körper durchlassen und soll nicht zu schwer aussehen. Die Bewegungen sollen geschmeidig, fließend und weit ausgreifend sein. Er soll mit einem Minimum an Anstrengung vorwärts kommen. Ein charakteristisches Merkmal ist der klare, neugierige und wachsame Ausdruck. 

Jeder Beardie-Besitzer der mit seinem Hund spazieren gegangen ist, weiß wie aktiv diese Hunde sind, haben sie genug Auslauf und Bewegung werden sie meistens auch schlank sein. Über die Proportionen 5:4 brauche ich nicht extra zu schreiben, sie kann jeder selbst ausrechnen und nach messen. Der Hund soll stark gebaut sein, also kräftige Knochen haben, aber nicht plump und dick sein. Er soll viel Licht unter dem Körper durchlassen, dies bedeutet, dass seine Beine nicht kurz sein sollen, aber auch, so habe ich in der englischen Beardie-Zeitung gelesen, dass das Fell nicht „bodenlang“ sein soll. Über die Bewegung wäre sehr viel zu sagen, zum Beispiel geschmeidig: ist das geschmeidig, wenn ein Beardie im Ring mit einem durch Leine und Halsband hoch gezogenem Kopf die Vorderpfoten fast nicht mehr auf den Boden bekommt und deshalb wie ein Ballettänzer auf den Zehenspitzen „stakkato“ läuft? Ist dieses Gangwerk dann als fließend zu bezeichnen und haben Sie jemals einen Hund, der so vorgeführt wird, weit ausgreifen sehen? Dies ist wohl unmöglich! Ich vermisse sehr oft den „klaren, wachsamen Ausdruck“. Bei meiner Richtertätigkeit kam ich mit anderen Richtern darauf zu sprechen, einer meinte: “Wie können die Hunde einen klaren wachsamen Ausdruck haben, wenn sie mit allen möglichen Mittelchen ruhig gestellt werden." Wieweit das wirklich stimmt weiß ich nicht. Wie auch immer, ich würde die Gesundheit meiner Hunde mit solchen „Mittelchen“ nicht aufs Spiel setzen!

Der Kopf:

Der Kopf sollte in der Proportion mit der Größe des Hundes sein. Der Schädel ist breit und flach, der Abstand zwischen Stop und Hinterkopf muss gleich weit sein, wie die Distanz zwischen den Ohrenöffnungen. Die Schnauze ist stark und gleich lang wie der Abstand zwischen Stop und Hinterkopf, was den Anschein von einem Hund mit starker Schnauze und großem Gehirn erweckt. Der Stop soll mittelmäßig sein. Die Nase ist groß und viereckig, meistens schwarz, passt sich aber normalerweise der Fellfarbe bei blauen und braunen Hunden an. Nase und Lippen sollen eine reine Farbe haben, ohne Flecken und Pünktchen. Die Farbe der Lippen und Augenliedränder soll der Nase gleichen. 

Man kann immer wieder Hunde sehen, wo die Köpfe nicht mehr in Proportion zum Körper stehen. Im Standard ist sehr gut beschrieben wie man den Kopf vermisst. Leider hat sich das noch immer nicht ganz herum gesprochen! Auch die Nasen sind nicht immer so groß und viereckig wie gewünscht. Die Pigmentierung ist auch klar beschrieben. 

Augen:

Die Augen sollen mit dem Farbton des Felles übereinstimmen und weit auseinander gesetzt, groß, weich und liebevoll sein, aber nicht hervorstehen. Die Augenbrauen sind nach oben gewölbt und stehen vor, sind aber nicht lange genug um die Augen zu verdecken.

Sehr oft stimmt die Augenfarbe nicht mit der Fellfarbe überein. Sehr viele schwarz geborene Hunde haben helle, oft stechende Augen, was den geforderten Ausdruck keinesfalls entspricht. Wollen wir wirklich Beardies die uns wie der große, böse Wolf ansehen? Die Brauenhaare werden seit einiger Zeit immer dichter und länger, was unsere Beardies immer öfter wie Bobtails aussehen lässt.

Ohren:

Die Ohren sind von mittlerer Größe und flach anliegend. Wenn der Hund wachsam ist, hebt er die Ohren am Ansatz an, aber nicht über die Höhe des Schädels hinaus, was die Breite des Schädels noch unterstreicht.

Zur Zeit werden in England sogenannte „Roll- oder Faltohren“ bei den Ausstellungen toleriert aber man achtet in der Zucht sehr darauf, nicht zwei Hunde mit dieser Ohrenform zu verpaaren.

Zähne:

Die Zähne sind groß und weiß, die Schneidezähne des Unterkiefers liegen eng hinter denen des Oberkiefers (Scherengebiss). Ein gerader Biss (Zangengebiss) wird aber akzeptiert. Ein komplettes Gebiss von 42 Zähnen ist wünschenswert. 


Hals:

Der Hals muss ziemlich lang, muskulös und ein wenig gebogen sein.

Immer wieder sind Hunde mit zu kurzem Hals zu sehen, bei ihnen sollte man die Schulterlage genauer betrachten.

Vorderteil:

Die Schultern sollen gut nach hinten abfallen, eine Linie durch das Mittel des Schulterblattes gezogen, soll einen rechten Winkel (90°) mit den Oberarmen bilden. Die Schulterblätter sollen am Widerrist nur durch die Wirbelsäule getrennt sein, müssen von dort aber genügend nach außen abfallen, um die gewünschte Biegsamkeit der Rippen zu erlauben. Die Beine sind gerade und vertikal, mit kräftigen Knochen und ringsherum dicht mit Haaren bedeckt. Die Fesseln müssen biegsam, aber nicht schwach sein.

Eine schlechte Schulterlage beeinträchtigt das Gangwerk. Sehen Sie sich den Hund beim Laufen genau an. Die Knochenstärke kann leicht mit den Haaren verdeckt werden und sollte unbedingt durch angreifen geprüft werden. Auch die Fesseln sollen durch angreifen geprüft werden, da auch hier viel mit den Haaren verdeckt werden kann. Junge Hunde haben oft noch weiche Fesseln, die sich erst festigen müssen. Zu dicke Hunde treten sehr oft durch, dies wird häufig mit Haaren kaschiert. Hunde die wenig laufen oder nur auf Wiesen, stoßen sich die Haare vorne an den Zehen nicht ab, was oft den Anschein des Durchtretens erweckt.

Körper:

Die Länge des Rückens soll von der Länge des Brustkorbes stammen und nicht von der Lende. Der Rücken muss gerade und die Rippen biegsam und flach sein. Die Lenden müssen kräftig und die Brust tief sein, damit Herz und Lunge viel Platz haben.

Die Rückenlänge ist eine heikle Sache, ist sie zu lange, hängt der Rücken meist durch. Ist der Rücken zu kurz, wirkt sich das auf das Gangwerk aus. Hunde mit zu langem Rücken haben häufig einen flachen Brustkorb, was nicht den geforderten Platz für Herz und Lunge ergibt. 

Hinterteil:

Das Hinterteil ist muskulös mit kräftigen Oberschenkeln, gut gebogenen Kniegelenken und niedrig angesetzten Sprunggelenken. Der untere Beinteil fällt im rechten Winkel zum Boden und wird im Normalfall gerade hinter einer vertikalen Linie unter dem Punkt des Gesäßes sein.

Beardies die viel Bewegung machen dürfen, sind muskulös und haben kräftige Oberschenkel. Sind die Kniegelenke zu wenig gebogen, hat der Hund ein stelzendes Gangwerk. Auch zu hoch angesetzte Sprunggelenke wirken sich aufs Gangwerk aus.

Pfoten:

Die Pfoten sind oval und stimmen mit der Form der Sohlen überein, die gut gepolstert sind. Die Zehen sind gebogen und nahe beieinander, gut bedeckt mit üppigem Haar, auch zwischen den Ballen.


Schwanz:

Der Schwanz ist niedrig angesetzt, ohne Schlingen oder Knick, und er ist lange genug, dass das Ende des Schwanzknochens bis zum Punkt des Sprunggelenkes reicht. Wenn der Hund steht oder langsam trabt, wird er niedrig getragen mit einer Aufwärtsdrehung an der Spitze, wird aber bei Geschwindigkeit ausgestreckt. In der Erregung darf er etwas höher getragen werden, aber nie über den Rücken gerollt. Der Schwanz soll reich mit Haaren bedeckt sein.

Die Rutenhaltung lässt bei vielen Beardies zu wünschen übrig. Besonders im Ausstellungsring wird die Rute wie eine „Fahne“ getragen. Meist wird dann gesagt, dass der Hund eben besonders selbstbewusst sei. Ich habe aber auch schon sehr "selbstbewusste Deckrüden“ mit richtiger Rutenhaltung gesehen. 

Fell:

Das Fell muss doppelt sein. Die Unterwolle soll weich, pelzartig und anliegend sein. Das Außenfell soll flach anliegen, rau und kräftig sein. Frei von Flaum und Locken, obwohl eine leichte Welle erlaubt ist. Die Länge und Dichte des Haares soll genügend sein um ein schützendes Fell zu bilden und um die Form des Hundes zu vergrößern, aber nicht so viel, dass die natürlichen Linien des Körpers undeutlich erscheinen. Das Fell darf in keiner Weise geschnitten oder getrimmt werden. Auf dem Nasenrücken sollen wenig Haare sein. Die auf den Seiten ein wenig länger, gerade lange genug um die Lippen zu verdecken. Von den Backen, den unteren Lippen und unter dem Kinn wird das Fell länger zur Brust hin, wodurch der typische Bart geformt wird.

Das Fell ist beim Beardie schon ein bisschen zum Problem geworden. Leider wird hier nicht mehr nach dem Standard gezüchtet und gerichtet. Die Beardies mit dem Fell bis zum Boden „sind ja soo imposant!!!“ Dass der Standard hierbei aber außer acht gelassen wird, bedenkt niemand. Bei einem Hund mit bodenlangem Haar, sind die natürlichen Linien und die Körperform nicht zu sehen! In den Englischen Jahrbüchern kann man aber deutlich bei Hunden die nach 1996 geboren sind sehen, dass man wieder auf die ursprüngliche Felllänge zurück geht. Dies ist für die Leute, und diese sind ja der Großteil, die ihre Beardies nicht ausstellen wollen und „nur“ einen guten Kameraden haben wollen sehr wichtig, da sie leichter zu pflegen sind. Immer mehr Beardies müssen, weil sie einfach zu schwer zu pflegen sind, geschoren werden. Das ist eigentlich nicht das, was wir uns für den Beardie wünschen.
Die Haarqualität lässt auch sehr oft zu wünschen übrig. Viele Hunde haben zu weiches Haar, es besteht fast nur noch aus Unterwolle, die harten Grannen, die das Wasser ableiten fehlen. Das weiche Haar nimmt bei Regen sehr viel Wasser auf und der Hund wird bis auf die Haut nass. Das Haar braucht dann lange bis es wieder trocken wird und die Hunde können sich leicht verkühlen. Ein Arbeitshund - und im Norden Englands und Schottland werden Beardies noch zur Arbeit verwendet - könnte mit einem solchen Fell nicht lange existieren.
Am Kopf wird das Haar bei vielen Beardies so dicht, daß der Hund nicht mehr wie durch einen Vorhang durchsehen kann. Der Beardie bekommt dadurch immer mehr das Aussehen und den Ausdruck eines Bobtail. Wenn sich verschiedene Züchter das wünschen, sollen sie doch besser gleich Bobtails züchten!
Der Bart an den Lippen wird auch immer länger, was den Beardie immer mehr das Aussehen eines uralten „Weihnachtsmannes“ annehmen lässt und nichts mehr von dem „lausbübischen“ Charme übrig lässt, den der Beardie haben soll! 

Farben:

Die Farben sind schiefergrau, rehbraun, schwarz, blau, alle Schattierungen von, grau, braun und sandfarben (fawn) mit oder ohne weiße Markierungen. Wo  Weiß vorkommt, soll es nur auf dem Vorgesicht, als Blesse auf dem Schädel, an der Spitze des Schwanzes, auf der Brust, den Beinen und Pfoten und falls es am Hals vorkommt, sollen die Wurzeln der weißen Haare nicht über die Schulter hinaus gehen. Weiß soll nicht über die Sprunggelenke auf der Außenseite der Hinterbeine vorkommen. Leichte braune Markierungen werden auf den Augenbrauen, auf der Innenseite der Ohren, auf den Backen, unter der Schwanzwurzel und an den Beinen, wo weiß mit der Hauptfarbe zusammen läuft akzeptiert.

Bei den Farben fällt immer mehr auf, dass sie nicht mehr „rein“ erscheinen. Immer mehr Hunde haben „verwaschene“ Farben. Schwarz geborene und blaue Beardies haben oft ein braunstichiges Fell. Diese Farben sind nicht erwünscht. Siehe auch: "Der Bearded Collie und sein Kleid".

Größe:

Ideale Schulterhöhe:
Rüden:           53 bis 56 cm
Hündinnen:    51 bis 53 cm
Gesamte Qualität und Proportionen sollen vor der Größe in Betracht gezogen werden, aber von übermäßigen Abweichungen von der idealen Höhe wird abgeraten. 

Mir fällt auf, dass die Beardies immer kleiner werden. Hier sollten wir uns wieder mehr an den Standard halten!

Gewicht:

Rüden:           22 bis 25 kg
Hündinnen:    19 bis 22 kg
Es muss darauf geachtet werden, welche Größe der Hund hat und wie kräftig der Knochenbau ist, darauf soll das Gewicht abgestimmt sein.

Es kommen immer wieder zu dicke Beardies in den Ring. Zu hohes Gewicht wirkt sich sehr auf das Gangwerk aus. Zu schwere Beardies beanspruchen die Gelenke zu sehr und treten durch. Zu leichte Beardies ziehen die Rückenlinie gerne auf, was sie aussehen lässt wie eine Katze, die einen „Buckel“ macht. Oft haben Beardies mit zu wenig Gewicht auch ein struppiges, unansehnliches Fell, was vielleicht durch einen Mangel bedingt sein könnte.

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